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Ein neuer Auftrag

»Dormin, mein Lieber!«
Es war wieder ein anderer Raum, in dem Bernie ihn empfing. Ein wenig größer als der beim letzten Mal und ohne Monitore an den Wänden. Dafür war der Sessel vor Bernies Schreibtisch bequemer.
»Ich hätte nicht gedacht, dass ich so bald wieder hier wäre«, entgegnete Dormin verhalten. Bernie wirkte nicht ganz so locker wie üblich.
»Ich auch nicht, Dormin, ich auch nicht.« Der Schicksalsadministrator strich sich über den weißen Bart. »Aber für diese Aufgabe bist du der einzige, der dafür geeignet ist.«
»Oh, das …«
»›Du‹ ist okay, oder? Ich dachte, da wir uns nun persönlich kennen, lasse ich die Förmlichkeiten mal weg. Und im Grunde gehörst du ja ohnehin zu meinem engsten Kreis an Leuten, die mich hier überhaupt aufsuchen können.«
Dormin blickte verlegen in den Raum, in dem er prompt ein weiteres Möbelstück entdeckte, einen Hocker.
»Ich hatte mal eine Topfpflanze«, reagierte Bernie auf die Geste. »Hach es ist doch so viel einfacher, wenn man direkt kommunizieren kann, nicht wahr? Bei den anderen Agenten tippe ich mir ja fast die Finger wund – nein, ich bin wirklich froh, dich von Angesicht zu Angesicht sprechen zu können, und auch darüber hinaus bist du natürlich jederzeit willkommen …«
»Ähm, Bernie …« Dormin hob die Hand und die Wölbungen über seinen großen, schwarzen Augen.
»Ach so, ja, der Auftrag … Dormin, ich fürchte, es ist vor Kurzem zu einem massiven Angriff auf die Gefügelogik gekommen. Eine Manipulation, wenn nicht die größte Manipulation, die es je gegeben hat.«
»Das klingt äußerst dramatisch!«
»Nun, es ist nicht so, dass das Armageddon kurz bevorsteht.« Bernie lehnte sich zurück und machte eine kurze Pause. »Das heißt … im Grunde weiß ich es nicht. Es könnte den Fortbestand des Gefüges gefährden oder es kaum beeinflussen. Allerdings ist klar: eine Manipulation von diesem Ausmaß ist nicht gut! Und sie betrifft sämtliche Dimensionen.«
Unweigerlich musste Dormin an seinen und Šelens Barbesuch in der Hölle denken. Sie hatten es beide gespürt, jene Aura, die einer bestimmten Dämonin angehaftet hatte, und die von einer massiven, gefügeverändernden Kraft gewesen war. Der Barkeeper hatte ihnen mitgeteilt, dass es sich um die neue Höllenleitung handelte.
»Cay …«, flüsterte Dormin fast unmerklich den Namen, den der Barkeeper ihnen genannt hatte. Bernie sprang sofort darauf an.
»Volltreffer, mein Lieber! Ich wusste, ich habe in dir jemanden mit einem guten Gespür für Gefügeangelegenheiten gefunden.«
»Also hat Cay das Schicksal manipuliert?«, antwortete Dormin. »Stimmt es, dass sie die Höllenleitung übernommen hat?«
»Cay ist die stellvertretende Höllenleitung. Ich weiß, worauf du hinaus willst, aber tatsächlich hatte sie wenig Einfluss bei der Übernahme dieses Postens.«
»Bei dem Busunglück, das die Realitätsabspaltung verursacht hat, ist auch eine Cay in ihrem irdischen Dasein umgekommen. Ist das ein Zufall?«
»Nein. Natürlich nicht. Es handelt sich um dasselbe Geschöpf, das nun die stellvertredende Höllenleitung übernommen hat.«
»Das heißt, Cay hätte nie bei dem Unfall sterben dürfen?«
»Ich weiß nicht mal, wie weit, die Manipulation reicht. Aber Tatsache ist, sie hätte nie in der Hölle landen dürfen. Sie hätte nie die Existenzform einer Dämonin annehmen dürfen und schon gar nicht hätte sie Vizeherrscherin der Hölle werden dürfen!«
»Als ich mit Šelen letztens in der Hölle war, um über unseren Fall mit der Parallelrealität zu sprechen habe ich sie gesehen, das heißt, ich habe sie hauptsächlich gespürt. Etwas bedrohliches ging von ihr aus.«
»Das ist genau, was ich befürchtet habe! Die Manipulation wird weitere Gefügeeingriffe nach sich ziehen.« Bernie räusperte sich. »Aber da du Šelen schon erwähnst …«
»Oh, er wird nicht zurückkommen«, erlaubte sich Dormin den Kommentar, allein weil Šelen diesen Umstand immer wiederholte, sobald die Sprache auf seinen alten Arbeitgeber kam.
»Hmm, ich weiß. Er arbeitet als Fahrer für das Himmelsmanagement.« Bernie kniff die Lippen zusammen und machte eine weitere Pause. »In diesem Moment befindet er sich im Diesseits, um einen speziellen Transport durchzuführen, oder sagen wir, um eine ganz spezielle Person zu befördern.«
»Doch nicht …«
»Exakt diese. Zusammen mit Cay wird er ins Jenseits zurückkehren, beziehungsweise, zuvor wird er wie üblich auf dieser Route die Zwischenwelt durchqueren.«
Dormin, der spürte, wie seine Kehle schlagartig trocken wurde, schwieg.
»Du hast dich bestimmt gefragt, wann ich nach all den Ausführungen zu deinem Auftrag komme?« Bernie sah zu Dormin auf, in dessen angestrengt zusammengekniffene schwarze Augen. »Ich möchte, dass du dafür sorgst, dass Šelen und seine Passagierin die Zwischenwelt nicht wieder verlassen.«
»Die Zwischenwelt nicht wieder verlassen …«, wiederholte Dormin entgeistert. Tausend Dinge gingen ihm durch den Kopf. War dieser Auftrag überhaupt ausführbar? Dormin war oft durch die Zwischenwelt gereist, jedoch gab es nach wie vor Mechanismen, die er nicht verstand. Was mit Geschöpfen passieren würde, die zu lange dort verweilten, war ihm schleierhaft. Gleichzeitig schrie alles in ihm nach Widerstand gegen die Anweisung, seinen Freund dem auszuliefern. Warum sollte Šelen überhaupt dort festgesetzt werden? Schließlich war er keine Gefahr für das Gefüge! Oder doch …
»Wir verstehen uns!«, entgegnet Bernie derweil auf Dormins letzten Satz und war plötzlich verschwunden. Ganz als hätte er geahnt, dass jegliche Rückfragen und Erklärungen die Angelegenheit nur noch komplizierter gemacht hätten.

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